Nebenbühnenschauspiel

Ein Kommentar zur NPD-Demo anlässlich des SPD-Parteitages am 31.8.2005

Eigentlich war es ja ziemlich lächerlich. Ein eisernes Träubchen von knapp 100 NPD-Anhänger demonstrierte von Polizeiketten hermetisch abgeschirmt gegen den SPD-Parteitag. Unter dem Motto „Wer hat uns verraten – Sozialdemokraten“ hatte die Nationalen extra ihre verfügbaren Kräfte aus Brandenburg zusammengezogen, um im Feindesland, Berlin-Neukölln, ihren Unmut gegen die „asoziale Politik“ der Bundesregierung kundzutun. Aber irgendwie war es denn auch eher traurig. Die Zahl der Demonstranten, die da in einer kleinen Seitenstraße eine S-Bahnstation vom Parteitagsgebäude entfernt auf ihren großen Auftritt wartet, entsprach ziemlich genau der Anzahl der Mannschaftswagen der Berliner Polizei. Unter Rufen wie „Hier marschiert die Nationale Opposition“ trottete das Grüppchen die Sonnenallee entlang bis kurz vor das Konferenzzentrum der SPD. Jeder der teils belustigt, teils entsetzt und wütenden Passanten, der auch nur ansatzweise seine Stimme zu einem „Nazis raus“-Ruf anhob konnte sicher sein von wichtig dreinschauenden sonnenbebrillten NPD-Aktivisten auf Video gebannt zu werden. Wahrscheinlich werde ich mein Antlitz demnächst auch auf irgendeiner schwarzen Fahndungsliste des Fascho-Untergrunds bewundern können.

„Was soll denn der ganze Affenzirkus?“

Bis auf einige sehr beiläufige Randbemerkungen ließ man sich auf dem SPD-Parteitag nicht sonderlich von dem NPD-Aufmarsch beeindrucken. Lediglich rund 15 Jusos fanden den Weg vor das Konferenzzentrum. Etwas ab vom Schuss zwar, aber waren sie doch wenigstens mit ihren roten T-Shirts und „Brauner Dreck muss weg“-Postern präsent, während drinnen Münte und Gerhard Deutschland auf Kurs hielten.

Die NPD, die auch in den Tagen davor schon auf klägliche Weise versuchte SPD-Veranstaltungen zu stören, setzte auch zum Parteitag der Sozialdemokraten auf pumpe Provokation. Eine reine Medieninszenierung, nur um ein vielfaches trauriger und lächerlicher als der SPD-Parteitag selbst.

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